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AGI bis 2030: Google-Gründer Sergey Brin und DeepMind-CEO enthüllen Googles Masterplan für künstliche Superintelligenz

Die Entwicklung künstlicher Intelligenz erreicht eine entscheidende Phase. Während Tech-Unternehmen weltweit um die Vorherrschaft in der KI-Entwicklung kämpfen, stellt sich eine zentrale Frage: Wann wird Artificial General Intelligence (AGI) Realität? Ein faszinierendes Interview auf der Google I/O-Konferenz zwischen Alex Kantrowitz, Sergey Brin (Google-Mitbegründer) und Demis Hassabis (CEO von Google DeepMind) liefert überraschende Einblicke in diese Zukunftsvision.

Was als geplantes Einzelinterview mit Hassabis begann, wurde zu einem spontanen Dreier-Gespräch, als Brin überraschend auf die Bühne kam. Die Diskussion offenbarte nicht nur unterschiedliche Ansichten zur AGI-Timeline, sondern auch tiefe Einblicke in Googles Strategie für die nächste Phase der KI-Revolution.

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Die große AGI-Debatte: 2030 als Wendepunkt?

Hassabis‘ vorsichtige Definition

Demis Hassabis, der als einer der führenden AGI-Forscher gilt, definiert AGI als System, das „die Bandbreite intellektueller Leistungen der besten Menschen in der Geschichte“ erreichen kann. Seine Vision geht weit über alltägliche menschliche Fähigkeiten hinaus: „Was Einstein geleistet hat, was Mozart komponieren konnte, was Marie Curie entdeckt hat“ – all das sollte ein AGI-System mit derselben Gehirnarchitektur bewältigen können.

Besonders kritisch sieht Hassabis die aktuelle Konsistenz der KI-Systeme: „Jeder von uns kann innerhalb weniger Minuten offensichtliche Schwächen bei heutigen Chatbots und Assistenten finden. Einfache Mathematikaufgaben aus der Oberstufe oder grundlegende Spiele, die sie nicht beherrschen“. Für echte AGI müsste es Experten-Teams mehrere Monate dauern, um solche Schwachstellen zu identifizieren.

Seine Timeline? Knapp nach 2030.

Brins optimistische Prognose

Sergey Brin, der nach eigenen Angaben wegen der „einzigartigen Zeit in der Computergeschichte“ zu Google zurückgekehrt ist, zeigt sich optimistischer: AGI vor 2030. „Ehrlich gesagt sollte jeder Informatiker gerade nicht im Ruhestand sein, sondern an KI arbeiten“, betont Brin die historische Bedeutung des aktuellen Moments.

Besonders bemerkenswert ist Brins klare Ansage: „Wir haben vollständig vor, dass Gemini die allererste AGI sein wird“. Diese Kampfansage zeigt Googles Ambitionen im AGI-Rennen gegen OpenAI, Anthropic und andere Konkurrenten.

Skalierung versus algorithmische Durchbrüche

Die Zwei-Säulen-Strategie

Ein zentraler Diskussionspunkt war die Frage, ob größere Rechenzentren und mehr Rechenleistung allein ausreichen, um AGI zu erreichen. Hassabis vertritt einen ausgewogenen Ansatz: „Man braucht beides. Man muss die bekannten Techniken maximal skalieren und gleichzeitig an den nächsten Innovationen arbeiten, die in sechs Monaten oder einem Jahr einen 10-fachen Sprung ermöglichen könnten“.

Brin sieht algorithmische Fortschritte sogar als entscheidender an: „Historisch betrachtet haben algorithmische Verbesserungen die rechnerischen Fortschritte übertroffen, selbst mit dem Moore’schen Gesetz. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass algorithmische Fortschritte wahrscheinlich noch bedeutsamer sein werden“.

Deep Think: Denken als Durchbruch

Ein konkretes Beispiel für diese algorithmischen Innovationen ist Googles „Deep Think“-System, das bei der Präsentation vorgestellt wurde. Hassabis erklärt das Konzept anhand von AlphaGo: „Wir hatten Versionen von AlphaGo mit ausgeschaltetem ‚Denken‘ – nur das Modell, das seine erste Idee mitteilte. Das war etwa auf Meister-Niveau. Mit eingeschaltetem Denken war es weit über Weltmeister-Niveau – etwa 600 Elo-Punkte Unterschied“.

Diese „Denkzeit“ könnte bei komplexen, wertvollen Aufgaben entscheidend werden: „Je mehr Zeit man dem System gibt, desto besser wird es. Bei sehr schwierigen, wertvollen Aufgaben wird es sich lohnen, es sehr lange denken zu lassen“.

Selbstverbessernde KI: Der Weg zur Intelligenz-Explosion?

Alpha Evolve als Vorbote

Hassabis bestätigte Googles Arbeit an „Alpha Evolve“, einem System, das Algorithmen selbst verbessern kann. Auf die Frage, ob Google eine „Intelligenz-Explosion“ auslösen wolle, antwortete er: „Keine unkontrollierte. Es ist ein interessantes erstes Experiment, bei dem verschiedene Techniken – in diesem Fall evolutionäre Programmierung – mit den neuesten Foundation Models kombiniert werden“.

Die Parallelen zu AlphaZero sind bemerkenswert: „Wir wissen, dass Selbstverbesserung möglich ist. AlphaZero lernte Schach und Go innerhalb von 24 Stunden von Grund auf. Aber das waren begrenzte Spieldomänen. Die reale Welt ist weitaus komplexer“.

Sicherheit als Priorität

Trotz der Fortschritte betont Hassabis die Bedeutung der Sicherheit: „Es ist wichtig, dass die ersten AGI-Systeme zuverlässig und sicher gebaut werden. Danach können wir uns vorstellen, viele Systeme mit sicheren Architekturen zu entwickeln“.

Die Zukunft der Mensch-Maschine-Interaktion

Smart Glasses als AGI-Plattform

Ein faszinierender Aspekt des Gesprächs war Googles Vision für Smart Glasses. Hassabis sieht darin die perfekte Plattform für AGI: „Ich denke, der universelle Assistent ist die Killer-App für Smart Glasses. Das wird es zum Funktionieren bringen“.

Die Strategie dahinter ist klar: AGI muss die physische Welt verstehen, um wirklich nützlich zu sein. „Wir wollen, dass es im täglichen Leben für alles nützlich ist, nicht nur auf dem Computer oder einem Gerät. Es muss mitkommen und den physischen Kontext verstehen“.

Robotik als nächster Schritt

Hassabis sieht in der aktuellen KI-Generation den Durchbruch für die Robotik: „Ich denke, wir befinden uns in einem wirklich aufregenden Moment, in dem endlich mit diesen neuesten Versionen, besonders Gemini 2.5, die Software-Intelligenz vorhanden ist, um Robotik endlich funktionieren zu lassen“.

Der Engpass war nie die Hardware, sondern die Software: „Der Flaschenhals in der Robotik war nicht so sehr die Hardware, sondern die Software-Intelligenz, die die Robotik immer zurückgehalten hat“.

Gesellschaftliche Transformation und philosophische Fragen

Das Web der Zukunft

Auf die Frage nach dem Web in zehn Jahren zeigten sich beide Experten zurückhaltend. Brin: „Ich denke, zehn Jahre sind aufgrund der Fortschrittsgeschwindigkeit in der KI so weit jenseits dessen, was wir sehen können. Nicht nur das Web – ich denke, wir wissen wirklich nicht, wie die Welt in zehn Jahren aussieht“.

Hassabis ergänzt: „Das Web wird sich ziemlich stark verändern, wenn man an ein agenten-zentriertes Web denkt. Es muss nicht unbedingt Renderings sehen, wie wir Menschen das Web nutzen“.

Simulation oder Realität?

Eine überraschende Wendung nahm das Gespräch bei der Diskussion über Simulation Theory. Hassabis: „Ich denke nicht, dass wir in einer Simulation leben, wie Nick Bostrom und andere darüber sprechen. Aber ich denke, dass die zugrundeliegende Physik letztendlich Informationstheorie ist. Wir leben also in einem rechnerischen Universum, aber es ist keine einfache Simulation“.

Fazit: Ein Wettlauf mit ungewissem Ausgang

Das Interview offenbart die Spannungen und Ambitionen an der Spitze der KI-Entwicklung. Während Hassabis und Brin sich über die genaue Timeline uneinig sind, herrscht Konsens über die transformative Kraft der kommenden AGI-Systeme.

Googles Strategie wird deutlich: Eine Kombination aus massiver Skalierung und algorithmischen Durchbrüchen, gepaart mit einem Fokus auf praktische Anwendungen wie Smart Glasses und Robotik. Die Betonung von Sicherheit und schrittweiser Entwicklung zeigt ein Bewusstsein für die enormen Risiken.

Ob AGI nun 2029 oder 2031 erreicht wird, mag zweitrangig erscheinen. Entscheidend ist, dass beide Experten die 2030er Jahre als das Jahrzehnt der AGI-Revolution sehen. Für Unternehmen, Regierungen und die Gesellschaft bedeutet das: Die Vorbereitungen müssen jetzt beginnen.

Die Frage ist nicht mehr, ob AGI kommt – sondern wer sie zuerst entwickelt und wie sie die Welt verändern wird.

Quellen

  • YouTube-Interview: „DeepMind CEO Demis Hassabis + Google Co-Founder Sergey Brin: AGI by 2030?“ von Alex Kantrowitz
  • Axios-Berichterstattung über AGI-Timeline
  • VentureBeat-Artikel über Googles AGI-Ambitionen
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